Von Fischbrötchen, Eheringen und einer letzten gemeinsamen Reise

Ein Mann steht neben einer Frau, die auf einer Fahrtrage liegt.

Noch einmal Ostseeluft schnuppern und herzhaft in ein Fischbrötchen beißen - das klingt so einfach. Für Annika S.* war es ein unerreichbares Ziel. Aufgrund einer schweren Erkrankung lebte die 48-Jährige im Hospiz der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg.

Doch das Leben kennt Überraschungen - und das Team Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser. Ehrenamtlich haben Steven Anger, Bereichsleiter Malteser Rettungsdienst in Börde und Burgenlandkreis, und Nicole Keindorff, Leiterin des Service-Wohnens der Seniorenresidenz "Vogelsang" in Magdeburg, Annika S. und ihren Ehemann Björn Anfang März aus dem Hospiz abgeholt, um mit dem Paar nach Kühlungsborn zu fahren. Begleitet von Kranken- und Palliativschwester Nancy, die eine gute Freundin der Familie ist.

Dreieinhalb Stunden nachdem es in Magdeburg losgegangen war, folgt das Wow-Erlebnis: Der Herzenswunsch-Krankenwagen erreicht mit seinen Fahrgästen den Leuchtturm von Bastorf (Landkreis Rostock) und ermöglicht dem Ehepaar eine wundervolle Zeit mit einem herrlichen Blick über die Ostsee. Die frische Seeluft verursacht, was fast jeder Küstenbesucher kennt: Sie macht Annika S. Appetit auf frische "Backfischbrötchen mit dicker Remoulade". Die sind nach der Weiterfahrt zur Kühlungsborner Strandstraße schnell organisiert und fast noch schneller mit Genuss verspeist.

Schwieriger zu erfüllen, war die emotionale Überraschung, die Annika S. für ihren Mann geplant hatte: neue Eheringe kaufen, weil die 48-Jährigen ihren schon vor geraumer Zeit „verbaselt“ hatte. Nachdem das Herzenswunsch-Team bei zwei Juwelieren zunächst vor verschlossenen Türen gestanden hatte, "hat sich die tolle Mitarbeiterin des Optikergeschäftes Schule in Kühlungsborn spontan Ringe aus dem Sortiment geschnappt und dem Paar im Herzenswunsch-Krankenwagen so die Auswahl möglich gemacht", erzählt Nicole Keindorff. "Das war schon emotional. Aber der Moment, in dem sich Annika und ihr Mann die Ringe gegenseitig auch angesteckt hatten, war unglaublich schön."

Damit nicht nur die Ringe als Erinnerung bleiben, ging es für alle nochmal an den Strand - um echten Ostseesand und Muscheln zu sammeln, die ein Erinnerungsglas auf Annikas Nachttisch füllen. Reichlich k.o. ging es nachmittags zurück nach Magdeburg. Aber nicht, ohne noch einen letzten Wunsch zu erfüllen: "Annika wollte unbedingt einen McRib - und den hat sie auch bekommen, beim gemeinsamen Abendessen im Herzenswunsch-Krankenwagen", sagt Nicole Keindorff und resümiert: "Trotz des traurigen Hintergrunds war es ein wundervoller Tag, mit viel Lachen und Gesprächen."

Wenige Tage nach der Fahrt mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen verstarb Annika S.

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